Gemeinsam KI verantwortungsvoll nutzen: Rückblick auf den KI-Deep Dive
Wie gelingt KI mit Tempo und ohne Risiko? Unser KI-Deep Dive in Hannover zeigt, wie sich Nutzen, Datenschutz, Informationssicherheit und Compliance mit RAG und agentischen Ansätzen vereinen – praxisnah, messbar, souverän.

Künstliche Intelligenz verspricht Entlastung, Tempo und bessere Entscheidungen – gerade dort, wo Ressourcen knapp sind und die Arbeit mit sensiblen Informationen täglich stattfindet. Gleichzeitig stellen Datenschutz, Informationssicherheit und Compliance hohe Anforderungen an jede Einführung. Wie sich beides zusammenbringen lässt, war die Leitfrage unseres KI-Deep Dive in Hannover. Statt langer Frontalvorträge ging es um das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen: verstehen, ausprobieren, bewerten – und daraus konkrete nächste Schritte ableiten.
Warum dieser Deep Dive jetzt wichtig ist
Die Wirtschaft spürt den Druck zur Digitalisierung, zugleich ist die Verantwortung für personenbezogene Daten besonders hoch. In vielen Häusern existiert bereits ein Flickenteppich aus Tools – vom digitalen Posteingang über Wissenssuche bis zu sprachgestützten Assistenzsystemen. Was häufig fehlt, ist eine klare Linie: Wo bringt KI wirklich Nutzen? Welche Daten berührt ein Anwendungsfall? Wo liegen Risiken und wie lassen sich diese kontrollieren? Unser Deep Dive setzte genau dort an: mit einem Blick auf den Stand der Technik, einem geführten Transfer in die eigene Praxis und einem realistischen Vorgehensplan.
Vom Impuls ins Tun: Wie wir gearbeitet haben
Der Tag war bewusst in kurze Impulse und längere Arbeitsphasen gegliedert. Nach einführenden Beispielen – von der Texterstellung über Belegerkennung bis zu unterstützende Systeme – wechselten wir direkt in Gruppen. Hier entstanden unter Anleitung greifbare Ergebnisse: Teilnehmende strukturierten typische Aufgaben, kartierten die jeweils betroffenen Daten und skizzierten, wie Entscheidungen künftig KI-unterstützt getroffen werden könnten. Entscheidend war die Perspektive „aus der eigenen Organisation heraus“: Was hilft wirklich im Alltag? Welche Nachweise braucht es gegenüber Datenschutz, IT-Sicherheit und Leitung? Welche Quick Wins sind ohne große Umbauten erreichbar?
Bemerkenswert war die Dynamik in den Gruppen: Personen aus Datenschutz, IT, Fachbereichen und Führung setzten sich gemeinsam an den Tisch. Das machte Abhängigkeiten sichtbar – und löste Blockaden. Wo zuvor „Datenschutz vs. Innovation“ stand, entstand ein gemeinsames Verständnis: Gute Leitplanken ermöglichen Innovation, sie bremsen sie nicht.
KI und personenbezogene Daten – so passt das zusammen
Ein Kernstück des Tages war die Frage, wie KI mit sensiblen Informationen umgehen kann. Wir haben gezeigt, dass Technologien wie Retrieval-Augmented Generation (RAG) und Agentic AI genau die Bausteine liefern, um Antworten nachvollziehbar zu machen und Risiken zu begrenzen. RAG verankert generierte Inhalte in vertrauenswürdigen, eigenen Quellen – Dienstanweisungen, Richtlinien, Verträge. Dadurch werden Halluzinationen seltener und Aussagen prüfbar. Agentic Ansätze orchestrieren komplexere Aufgaben in klaren, dokumentierten Schritten.
Wesentlich ist der Rahmen: Datenklassifizierung, Datenminimierung, klare Zugriffsrechte und Protokollierung. Wer früh festlegt, welche Datenklassen überhaupt in eine KI-Strecke gelangen dürfen und wie sie gegebenenfalls pseudonymisiert oder maskiert werden, reduziert Risiken drastisch. Gleichzeitig steigt die Qualität der Ergebnisse, weil Kontexte sauber definiert sind und sich die Systeme an belegbaren Inhalten „erden“.
Technik verständlich – ohne Mathe-Schock
Damit Entscheidungen tragfähig sind, braucht es ein Grundverständnis der Funktionsweise. Wir haben neuronale Netze so erklärt, dass auch Nicht-Informatikerinnen und -Informatiker souverän mitreden können: Ein Netz gewichtet Eingangssignale, summiert sie auf und trifft auf Basis vieler solcher Verknüpfungen Wahrscheinlichkeitsentscheidungen. Aus dieser Logik folgt, warum Datenqualität, Kontext und Grenzen im Prompting so wichtig sind – und warum KI-Unterstützung liefert, aber keine „Wahrheiten“ garantiert.
Orientierung im Recht: der AI-Act als Chance
Den rechtlichen Rahmen ordnete Fabian Brandenburger ein. Er zeigte, wie der AI-Act mit seinen Risikoklassen und Rollenverständnissen (Anbietende, Einführende, Nutzende) in die Praxis übersetzt wird – und weshalb frühe Vorbereitung Vorteile schafft. Wer heute sein Inventar an KI-Funktionen kennt, Verantwortlichkeiten klärt, Transparenz und Nachvollziehbarkeit verankert und Datenschutz-Folgenabschätzungen dort ansetzt, wo sie nötig sind, wird morgen schneller und sicherer entscheiden. Der rote Faden: Regulatorik als Möglichmacher – sie schafft verlässliche Leitplanken, innerhalb derer Innovationen skalieren können.
Was in den Workshops konkret entstand

Besonders wertvoll war der sichtbare Output aus den Arbeitsphasen. Die Gruppen entwickelten nutzbare Artefakte, die sich direkt in den Alltag mitnehmen lassen – etwa eine klar strukturierte Use-Case-Landkarte, die Nutzen, Betroffenheit der Daten und Machbarkeit pro Anwendungsfall gegenüberstellt. Hinzu kam die Skizze des Datenflusses für einen ausgewählten Prozess: Wo entstehen Daten, wer greift zu, wo werden Informationen transformiert oder gespeichert, welche Protokolle sichern Nachvollziehbarkeit? Abgerundet wurde das Ganze durch einen Schnellcheck, mit dem sich in 30 Minuten klären lässt, ob ein Vorhaben KI wirklich braucht, wie Quellen verankert werden und ob die Antwort später belegbar ist. Diese Ergebnisse sind keine „Schubladenpapiere“, sondern Arbeitsgrundlagen, die Teams bei der Umsetzung zusammenhalten.
Aus der Praxis für die Praxis
Im letzten Teil des Tages öffneten wir die Tür zu laufenden Projekten im Gesundheits- und Sozialwesen. Dort zeigte sich, dass es selten am Tool scheitert – sondern an Prozessen, Datenräumen und Zuständigkeiten. Lösungen wie voize oder Connext-Vivendi entfalten ihren vollen Wert, wenn sie in ein sauberes Rollen- und Rechtemodell eingebettet sind, wenn Quellen gepflegt werden und wenn Teams wissen, wie Antworten zu prüfen und zu dokumentieren sind. Diese Kombination aus Technik, Organisation und Recht ist der eigentliche Produktivitätshebel.
Digitale Souveränität als Leitmotiv
Ein zentrales Motiv, das sich durch den Tag zog, ist digitale Souveränität. Wer die eigenen Datenräume kennt und gestaltet, wer auf offene Schnittstellen setzt und seine Wissensbasis aktiv kuratiert, bleibt handlungsfähig – technologisch, rechtlich und ökonomisch. Gerade im europäischen Kontext ist das mehr als ein Schlagwort: Es entscheidet darüber, ob Organisationen KI dauerhaft selbstbestimmt nutzen können.
Was bleibt – und wie es weitergeht
Der Deep Dive hat gezeigt, wie produktiv gemeinsames Arbeiten über Bereichsgrenzen hinweg sein kann. Teilnehmende nahmen nicht nur Erkenntnisse mit, sondern auch eine klare Orientierung: Wo lohnt es sich zu starten, wie lassen sich Risiken beherrschen, welche Schritte bringen in den nächsten 90 Tagen messbaren Fortschritt? Ebenso wichtig: Der Austausch – im Workshop wie am Abend – hat Netzwerke gestärkt und neue Kooperationen angestoßen. Viele Fragen wurden noch beim Essen vertieft, viele Antworten entstehen ohnehin erst im Dialog.
Save the Date: Nächster KI-Deep Dive am 16. Dezember in Hannover
Wir führen das Format fort. Am 16. Dezember 2025 laden wir erneut nach Hannover ein. Wieder mit kurzen Impulsen, viel Praxis, klaren Leitplanken und Raum für Austausch. Wenn Sie möchten, bringen Sie gern neutralisierte Dokumente aus Ihrer Organisation mit – eine Dienstanweisung, einen Prozessbeschrieb, eine Richtlinie. So können wir noch zielgenauer an Ihren Anwendungsfällen arbeiten und auf Wunsch einen kleinen RAG-Prototypen live aufsetzen. Die Plätze sind begrenzt; die Anmeldung ist in Kürze auf unserer Website möglich.
Unser Angebot an Sie: Wenn Sie bis dahin Orientierung brauchen, begleiten wir Sie mit Management-Workshops, Readiness-Checks und der Einführung praxistauglicher Lösungen – immer an der Schnittstelle von Technik und Recht, immer mit Blick auf Datenschutz, Informationssicherheit und Compliance.
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